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KNALLHART-FRAGEN ZU GENESENEN-CHAOS Union stellt Lauterbach zur Rede!

28.01.2022 – 12:38 Uhr

Die Union will den Skandal um die Chaos-Kürzung des Genesenenstatus aufklären!

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat einen umfangreichen Fragenkatalog an die Bundesregierung geschickt. Thema: die Über-Nacht-Verkürzung des Genesenenstatus durch das Robert Koch-Institut (RKI) und die Aberkennung des Impfstatus von Johnson&Johnson-Geimpften durch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Die sogenannte „Kleine Anfrage“ liegt BILD exklusiv vor.

Hintergrund: Das RKI hatte am 15. Januar überraschend den Genesenenstatus von sechs auf drei Monate verkürzt, damit Bürger und Landesregierungen überrumpelt. Das Brisante: Karl Lauterbach (58, SPD) behauptet, von der RKI-Aktion nichts gewusst zu haben und kündigte an, die Kommunikationsabläufe künftig zu verbessern. Doch aus Politik und Wissenschaft gibt es an der 3-Monats-Entscheidung heftige Kritik!

In ihrem Knallhart-Fragenkatalog nehmen die Unions-Abgeordneten vor allem Gesundheitsminister Karl Lauterbach in den Fokus, der die Arbeit der beiden Behörden verantwortet. Von ihm fordern CDU und CSU jetzt Aufklärung!

Einige der Unions-Fragen an die Regierung:

▶︎ „Aufgrund welcher wissenschaftlichen Grundlage – bitte mit genauen Zitaten der Studien – wurde der Genesenenstatus von 6 Monate auf 3 Monate herabgesetzt?“

▶︎ „Sieht die Bundesregierung die in anderen Ländern für 6, 9 oder 12 Monate geltende Genesenendauer als unwissenschaftlich und überholt an, obwohl diese auch dort mit wissenschaftlichen Erkenntnissen begründet wurden?“

▶︎ „Zu welchem Zeitpunkt wurden nach Kenntnis der Bundesregierung im Robert Koch-Institut die Arbeiten begonnen, den Status der Genesenen zu verändern?“

▶︎ „Wann wurden die o.g. Entscheidungen mit den Bundesländern abgestimmt?“

▶︎ „War das Bundesministerium für Gesundheit in die Arbeiten von RKI und PEI eingebunden?“

▶︎ „Hat sich die Bundesregierung vor dem Hintergrund, dass für Abgeordnete des Deutschen Bundestages weiterhin die Allgemeinverfügung gilt, die einen Genesenenstatus von sechs Monaten vorsieht, mit der Bundestagspräsidentin ins Benehmen gesetzt?“

CDU-Politiker: „Werden das nicht durchgehen lassen“

Gegenüber BILD erklärt Tino Sorge (46, CDU), gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktion: „Als Opposition lassen wir es uns nicht länger bieten, dass der Minister den wichtigsten Fragen ausweicht.“ Lauterbach „flüchtet sich bei unbequemen Fragen ins Ungefähre, obwohl Klartext so wichtig wäre“.

Tino Sorge weiter: „Seit zwei Wochen fragen sich Millionen Menschen, welche Bedeutung ihre Genesung oder Impfung überhaupt noch hat.“ Die Kommunikation der Genesenenstatus-Kürzung sei „ein Debakel“. Dass Lauterbach den Genesenenstaus als „Unterfrage“ bezeichnet habe, sei „eine krasse Untertreibung für Millionen Menschen“. Auch in der gemeinsamen Pressekonferenz mit RKI-Chef Lothar Wieler am Freitagmorgen habe Lauterbach „keine überzeugenden Antworten geliefert“.

Der CDU-Mann zu BILD: „Als größte Oppositionsfraktion im Parlament werden wir ihm das nicht durchgehen lassen. Wir fordern schnelle, transparente Aufklärung in der Sache.“

Viele heikle Fragen wollten Gesundheitsminister Lauterbach und RKI-Chef Wieler bislang nicht beantworten. BILD-Fragen, seit wann das RKI die Kürzung des Genesenenstatus vorbereitete und wann das Gesundheitsministerium eingebunden wurde, blockte die Behörde in trockenem Bürokratendeutsch ab. Zu „etwaigem behördeninternen Austausch“ über „etwaige Entscheidungsfindungen“ werde „nicht öffentlich Stellung genommen“.

Das RKI begründete die Entscheidung gegenüber BILD mit „wissenschaftlicher Evidenz“, wonach Menschen nach einer Omikron-Infektion nur wenige Monate geschützt seien. Die Behörde gibt aber selbst zu: Über die Schutz-Dauer nach einer Omikron-Infektion „liegen aktuell noch keine Daten vor“. Weder „in Bezug auf die Verhinderung einer Reinfektion mit der Omikronvariante noch mit der einer Reinfektion mit einer Deltavariante“.

Stattdessen verweist das RKI auf britische Untersuchungen, dass es wegen der Verbreitung vermehrt zu Reinfektionen komme. So weise eine Studie darauf hin, dass Genesene „nur noch eine Schutzwirkung von ca. 40 Prozent gegenüber Reinfektionen aufweisen“.

Gleichzeitig erklärt das RKI, dass die Zahlen aus Großbritannien auch belegen, dass Doppelt-Geimpfte kaum vor Omikron-Infektionen geschützt seien. Zwei bis drei Monate nach der zweiten Impfung gebe es „eine nur noch unzureichende Schutzwirkung gegenüber Infektionen mit der Omikronvariante“ – und zwar unter 20 Prozent.

Virologe Streeck: „Gibt keinen Grund, Genesene nicht mit Geimpften gleichzustellen“

Aber reichen zwei britische Studien, um den Genesenenstatus von sechs auf drei Monate zu verkürzen, während der Doppelt-Geimpfte ihren Status neun Monate lang behalten?

Top-Wissenschaftler sind skeptisch. Virologe Hendrik Streeck (44, Uniklinikum Bonn) erklärt in BILD: „Es gibt keinen Grund, Genesene nicht mit Geimpften gleichzustellen.“ Denn: „Viele Studien, darunter vom amerikanischen Center of Disease Control haben gezeigt, dass eine durchgemachte Infektion für gute sechs Monate vor einer Reinfektion schützt.“

Zudem zeigten „zahlreiche Studien, dass eine durchgemachte Infektion sehr gut vor einem schweren Verlauf schützt“, so der Bonner Virologe, der auch dem Expertenrat der Bundesregierung angehört. „Eine erste Studie aus Katar zeigt, dass eine durchgemachte Infektion auch vor einer Omikron-Infektion schützt.“ Laut Streeck erlangt man den besten Schutz „durch die Kombination von einer Impfung und Infektion“. Dies solle „natürlich keine Werbung für eine Infektion sein – im Gegenteil“.

Der Immunologe Carsten Watzl (TU Dortmund) findet die RKI-Entscheidung „nicht nachvollziehbar“. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie erklärt: „Wenn man den Genesenenstatus verkürzt, muss man das eigentlich auch für die Impfzertifikate tun.“

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